Nicht schon wieder eine Retrospektive… 😩

Sicher kennt ihr das: Die nächste Retrospektive steht vor der Tür und es geht ein allgemeines Aufseufzen durch den Raum… Vorne werden 2 Linien an die Wand gemalt, 3 Überschriften: „Start, Stop, Continue“. Dann wird nach einem langen Checkin, in dem jeder gefühlt seine Lebensgeschichte erzählt „gebrainstormed“. Die Ergebnisse landen in irgendeinem Tool, in das später niemand mehr reinschauen wird. Bis zur nächsten Retro. Aber auch dann wird niemand mehr auf die Ergebnissee der letzten Retro schauen, es wurde Platz geschaffen für ein neues Meeting…

Ich halte die Retrospektive für eins der wichtigsten Events des Scrum Frameworks. Natürlich geht es in allen Events um Inspect & Adapt. Aber in der Retrospektive steht dies besonders im Vordergrund. Nach jedem Sprint nehmen wir uns die Zeit und schauen, wo man noch Bremsen lösen kann. Wo noch Trainings-/Lernbedarf ist. Wo man sich allgemein verbessern kann. Wo zwischenmenschliche Friktionen aus der Welt geschafft werden müssen, die die Teamperformance negativ beeinflussen.
Was Aufbau und Methodik der Retrospektive anbelangt: Darüber sind ganze Bücher geschrieben worden. Über eins (@DianaLarson: Agile Retrospectives: Making Good Teams Great) haben wir wir erst kürzlich im Linkedin Lean Coffee sprechen können.
Ich denke: Egal, ob man sich hier der Best Practices bedient oder sich im Retromat umschaut oder noch woanders: Das Wichtigste ist eine gute Vorbereitung und das Festhalten der Ergebnisse. Retrospektiven können und sollten abwechslungsreich sein. Langeweile muss nicht sein. Ich persönlich finde es wichtig, während des Sprints ins Team reinzuhorchen und zu schauen, wo denn aktuell Problemfelder vorhanden sind. Dementsprechend bereite ich die Retro vor und wähle Methoden aus.
Oft möchte auch das Team selbst entscheiden, worauf es einen Schwerpunkt legen möchte. Damit man sich trotzdem gut vorbereiten kann, kann man das Team vorher per Umfrage abholen.
In der Retro muss das Team sich sicher fühlen. VEGAS Prinzip (What happens in Vegas, stays in Vegas) kann nicht oft genug betont werden. Um das zu erreichen ist es durchaus auch mal erlaubt, das Büro zu verlassen, um sich mit dem Team im Café um die Ecke, am Rhein oder einem anderen schönen Ort niederzulassen.
Was die Ergebnissicherung betrifft: Ich persönlich bevorzuge, die Action Items aus der Retro, zwei bis drei spezifische messbare, ausführbar, realistisch und terminierte (SMART) Aufgaben, ins Backlog wandern zu lassen mit dem Ziel, sie nicht aus dem Auge zu verlieren und im nächsten Sprint tatsächlich auch anzugehen. Alternativ nimmt man große Stickies und klebt sie auf das Whiteboard in die Nähe des Kanban-Boards, wenn man sich täglich im Büro sieht. Wichtig ist, dass man sie nicht aus dem Blick verliert. Dieser Radiator Effekt ist leider mit den Online Tools etwas verloren gegangen.